top of page

REBSCHMUCK

Da Olivenholz in den Bündner Bergen aber etwas arg schwierig zu bekommen ist, habe ich lange Zeit nicht daran gedacht, so etwas mal selbst herzustellen. Als ich dann aber für den Bau eines Pflanztopfes eine alte Weinrebe zersägt habe, lernte ich zuerst deren Widerstandskraft und dann die wunderschöne Struktur dieses Holzes kennen. Und da ich ja direkt neben der Bündner Herrschaft wohnte, ist es ja vermeintlich leicht an altes Rebholz zu kommen. Vermeintlich.

Mit dem Beschaffen des Rebholzes war die Sache aber noch lange nicht getan, wie sich herausstellte. Denn dessen Bearbeitung ohne entsprechendes Equipment ist in etwa so, als würde man versuchen mit einem Sackmesser einen Baum zu fällen. Nicht unmöglich, aber verdammt aufwendig und nicht unbedingt ratsam! :-) 

Dann blieb da noch die Frage nach dem passenden Band und einem dafür geeigneten Verschluss. Da ich aufgrund meiner Riesenpranken nichts mehr hasse, als diese kleinen scheiss Karabiner-Verschlüsse (Stichwort: "Schatz, chasch mer bitte mol schnell helfa...")  habe ich mich für simple Magnetverschlüsse entschieden. Hält, ist männertauglich und sieht gut aus. Hier lohnt sich übrigens der Vergleich im Internet, da es durchaus möglich ist ein kleines Vermögen für solches "Zubehör" auszugeben. Ich kombiniere inzwischen die Angebote verschiedener Anbieter und lege dabei Wert auf ein möglichst naturbelassenes Produkt. Alle meine Bänder sind aus Leder und das Holz behandle ich lediglich mit Olivenöl. Schliesslich soll die ganze Sache am Ende ja nicht nur gut aussehen, sondern auch hautverträglich und nachhaltig sein.

Versteckt in der Zitadelle von Calvi habe ich ein kleines Atelier gefunden, in dem ein Künstler diverse handgefertigte Schmuckstücke feil bietet. Sofort ist mir dabei ein recht banales, dafür aber umso schöneres Stück Holz ins Auge gestochen. Es war ein aus Olivenholz geschliffener Anhänger, welcher sich seit diesem Tag zu meinem liebsten Accessoire gemausert hat.

Denn was ich bis dahin nicht wusste; Rebholz ist so etwas wie der Ferrari fürs Grillen. Und so gestaltete sich die Suche nach einem Winzer, der 1. altes Rebholz hat, 2. dieses noch nicht zerkleinert ist und 3. er auch noch bereit ist, mir dieses günstig abzutreten, zu einem wahren Spiessrutenlauf. Nur durch etwas Glück habe ich einen sehr guten Kontakt herstellen können. Herzlichen Dank an dieser Stelle an die Adresse des Schlossherren und die lieben Vermittlerinnen! :-) 

Der Aufwand für einen fertigen Anhänger lässt sich nur recht schwer beziffern. Ich habe z.B. die Erfahrung gemacht, dass rund 70% Ausschussware entsteht, da das Rebholz entweder bereits verfault oder von Wurmbefall betroffen ist. Trotzdem gefällt mir das Resultat so gut, dass es den Aufwand definitiv wert ist.

Alpenvogel

bottom of page