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Habana y Viñales

Cuba! Das ist Musik, Salsa, Rum, Zigarren, Schönheit und Zeit. Viel Zeit. Vom bereits erwarteten Charme hat dieses eigenwillige Land bisher zum Glück noch nichts eingebüsst. Vieles wirkt improvisiert und doch funktioniert das Nötigste. Wenn man durch die Gassen Havannas schlendert merkt man schnell, dass dieses Land aussergewöhnlich ist. Wer sich für seinen Urlaub hier den gewohnten Komfort und den üblichen Schnickschnack gewünscht hat, wird schnell eines Besseren belehrt. Unser CEO Dan zitierte das so passend mit "Embrace the bizzare". Der Stolz der Kubaner auf die eigene Geschichte und Kultur ist allgegenwärtig. Sie bezeichnen ihr System dabei aber nicht als Kommunismus oder Sozialismus, sondern als "Fidelismo". So sind zum Beispiel auch überall Fresken der Nationalhelden zu sehen. Mit einer Ausnahme. Fidel selbst wünschte nämlich ausdrücklich keine Denkmäler zu seinen Ehren und daran wird sich bis dato strikte gehalten. Schriftzüge und Parolen feiern aber die Revolution und deren Errungenschaften. Aus den Restaurants erklingt die typische Musik (vieles davon natürlich live gespielt). Man hat ständig den Geruch der Abgase der alten Dieselmotoren in der Nase und wird von deren Lärm auf Schritt und Tritt verfolgt. Immer wieder schaut man in den engen Gassen über die eigene Schulter wegen der herannahmenden Fahrradtaxis oder es werden einen laufend Fahrten in diesen und motorisierten Taxis angeboten. Aber niemals aufdringlich. Und überall wo man hinkommt, wird man von einem freundlichen Lächeln begrüsst, das keineswegs aufgesetzt wirkt. Nur wenige Kubaner sprechen bisher zwar Englisch, doch das hindert keinen daran dich willkommen zu heissen. Die Menschen wirken glücklich und zufrieden mit dem, was ihnen das Leben und der Staat hier bietet, auch wenn es vielleicht materiell gesehen nicht besonders viel zu sein scheint. Meines Erachtens etwas, an dem sich unsereins durchaus mal ein Beispiel nehmen könnte. 

 

Und doch spürt man die ersten Anzeichen des Umbruchs, auch wenn dieser laut eigener Aussage wohl auf eigenen Wunsch hin noch Jahre dauern wird. Jeder versucht sich aber noch etwas dazu zu verdienen. Verständlich, bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 15-40 CUC (ca. 1:1 zu EUR) und einer monatlichen Lebensmittel-Abgabe, die nur für rund 2 Wochen ausreicht. Überall sind kleine Verkaufsstände zu sehen und jeder Zweite scheint sich entweder ein Taxi angeschafft oder sein Haus vermietet zu haben. Es gibt WiFi-Cards zu kaufen und auch hier tragen viele stolz ihre Smartphones (viele davon von Verwandten aus dem Ausland zugeschickt) zur Schau. Auf manchen öffentlichen Plätzen oder bei Hotels gibt es dann WiFi-Zugang des staatlichen Anbieters ETECSA (und das für unsereins relativ günstige 1 CUC pro Stunde) und die hier versammelten Online-Junkies sehen auch nicht anders aus als bei uns. In den wenigen Strassen, in denen sich der Grossteil der Touristen aufhält, ist kaum etwas von Armut und Verzicht zu sehen. Begibt man sich aber etwas abseits davon oder fährt man aufs Land, lernt man schnell auch ein etwas anderes Kuba kennen. Eines, in dem die Leute stundenlang für die alltäglichsten Dinge in der Schlange stehen müssen, in dem durch dicke Gitterstäbe hindurch rege geschäftet wird, die Strassen verschmutzt sind und der sich offensichtlich verlaufen habende Tourist argwöhnisch beäugt wird. Ob man sich hier unwohl, nicht willkommen oder unsicher fühlt? Keineswegs! Kuba galt lange Zeit als eines der sichersten Reiseziele überhaupt. Und daran hat sich aus Angst vor den hiesigen Gefängnissen (und nicht der Strafdauer an sich...) kaum etwas geändert.

Das ländlich gelegene Städtchen Viñales wirkt dagegen ziemlich künstlich. Denn obwohl malerisch in den hiesigen "Bergen" (der Alpenvogel ist sich da etwas andere Dimensionen gewohnt…) gelegen, begegnet man hier fast ausschliesslich Touristen. Die bunt bemalten Häuser und diversen Bars und Restaurants wirken zwar sehr einladend, doch haben diese meines Erachtens wenig mit dem echten Leben der Kubaner gemein. Trotzdem haben wir auch hier etwas authentisches gefunden. Nämlich unsere Unterkunft und unsere Gastfamilie. Denn obwohl wir uns fast ausschliesslich mit Händen und Füssen verständigen können, lächelt uns dieses ältere Paar bei jedem Wort an und wir spüren die Dankbarkeit und Gastfreundschaft.

 

Ich habe den "freien Tag" mit Martina und Markus, dem quasi frisch verliebten Pärchen unserer G-Adventures-Familie aus Linz (AT), verbracht. Wir haben uns Fahrräder gemietet und sind auf eigene Faust losgezogen. Etwas, das sich aufgrund der teilweise recht kostspieligen optional activities des Reiseveranstalters hin und wieder zu lohnen scheint. Wir sind einige Kilometer ausserhalb des Städtchens zur angeblich längsten Zipline Kubas geradelt (jene, die wir dann einen Tag später in Las Terrazas sahen, sah dann aber mindestens genauso lang aus… :-) ). Am Nachmittag wollten wir noch zu einem See fahren, mussten aufgrund der enormen Hitze aber abbrechen. Abends gings dann gemeinsam mit der Gruppe in ein etwas höher gelegenes Restaurant mit wunderbarer Aussicht, um den Sonnenuntergang über dem Tal zu geniessen. Und dieses Getränk aus Zuckerrohr mit Rum drin (viiiel Rum), dessen Name ich mir leider nicht mehr merken konnte. Resultat des Tages: ein ziemlich schmerzendes Gesäss (die hiesigen Strassenverhältnisse sind jetzt nicht wirklich optimal zum Radeln) und ein übler Kater am nächsten Morgen.

 

Verbringen tags darauf aber zum Glück etwa 5 Stunden im bequemen Bus und fahren mit mehreren Zwischenstopps nach Maria la Gorda in ein Beach-Resort. Bei der Besichtigung der Rum-Fabrik hab ich aber trotzdem noch freiwillig auf die angebotene Degustation verzichtet. Jetzt freue ich mich auf Sonne, Strand und Meer. Bis bald.

Alpenvogel

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